Nominierung für Bloggerpreis „Das Debüt“

„Weißblende“ hat es unter 50 Einreichungen auf die Shortlist des Bloggerpreises „Das Debüt“ geschafft. Hier die Begründung:

Bei Sonja Harters Debütroman „Weißblende“ handelt es sich um eine moderne Lolita-Geschichte. Es ist ein Roman über das Fremdsein, im eigenen Land, in der Gesellschaft, in der Familie und in sich selbst. Das Fremde dringt in Form des eingemieteten Franzosen, der als Inbegriff der körperlichen Liebe gesehen werden kann, in die Familie ein. Dies führt im Handlungsverlauf dazu, dass das ursprünglich Gute in einer Katastrophe endet. Inmitten des Idylles der Alpenlandschaft, vor dem die kapitalistisch orientierte Gesellschaft keinen Halt mehr macht und dadurch die Diskussion um die Natur-Kultur-Dichotomie aufs Neue entfacht, beginnt eine Suche nach der Mutter und dem Vater, die letztendlich zum Vaterersatz führt. Unschuld und Schuld kontrastieren dabei miteinander. Der Roman cv_harter_weissblende_webspricht ein Tabu an, das seit Nabokovs epochaler Geschichte ganz andere Dimensionen angenommen hat. Über Kinderschändung wird hin und wieder berichtet – meist als die nächste Sensation des Tages, wie dies auch im Roman am Beispiel Jasmin thematisiert wird. Doch nicht nur seine Thematik macht den Roman preiswürdig. Denn durch eine Verknüpfung der zwei Erzählstränge, schafft es die Autorin den Leser mit seinen Leseerwartungen lange im Unklaren zu lassen und gleichzeitig Spannung aufzubauen. Vor allem sprachlich weiß die Autorin zu überzeugen, trotz ihrer bisherigen Laufbahn als Lyrikerin hält sie in der langen Form gekonnt die Balance zwischen assoziativen und vorantreibenden erzählerischen Momenten.

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