wieviel text ist notwendig? jetzt, da ich zusätzlich zu meinem „hobby literatur“ – was martin g. wanko als solches bereits im jahr 2003 in einem gemeinsamen radio-interview als formulierung, ja lebenseinstellung an sich auf’s schärfste verurteilt hat – auch noch beschlossen habe, endlich mein studium zu einem ruhmreichen ende zu bringen, stellt sich mir diese frage zum ersten mal ernsthaft. im ernst – nicht nur, dass ich mich ab sofort (einmal wieder) durch 1200 jahre literaturgeschichte (und schlimmer: deren aufarbeitung) schlagen muss, ich muss dazu auch noch selbst meinen senf in textform abgeben.
nicht nur, dass man nicht auskommt, andauernd mitzuschreiben, was der vortragende so alles von sich gibt (und erst im nachhinein draufkommt, was man alles hätte weglassen können), man soll auch text produzieren. handouts für referate, mails an die professoren (und gerade hier ist auf eloquenz zu achten), sms an die liebsten („langweile mich grad im SE x/y“) und vorallem: seminararbeiten. was ich mir nach 2-jähriger abwesenheit von der uni vorallem als ZEITaufwand ausgemalt hatte, entpuppt sich mittlerweile als schwer zu hinterfragender TEXTaufwand. denn – im ernst – wer soll denn all das lesen?
die wichtigkeit solcher arbeiten wird mir gerade jetzt wieder bewusst, wo ich mir all jene seminararbeiten in erinnerung rufe, die ich seit 2001 verfasst habe. da waren epochale werke dabei: 30 seiten über den sinn und unsinn, die herkunft und hinkunft des GE-ZIRKUMFIXES etwa. was haben wir damals nicht nächtelang gebrütet (war eine gemeinschaftsarbeit, mach ich nie wieder). und wie stolz wir waren. und der professor erst. und nach einem scan meiner festplatte muss ich feststellen – diese arbeit existiert nicht mit einer einzigen zeile in meinem archiv. wozu auch? meine wunderbare arbeit über ausgewählte gedichte friederike mayröckers im band „das besessene alter“ – futsch!!! vielleicht auch gut so. zeigen würde ich sie ihr niemals. erinnern kann ich mich übrigens aus mittlerweile fast 6 jahren studium (oder sind es 7?) lediglich an genannte wissenschaftliche ergüsse. gemessen an der zahl von zeugnissen müssen es jedoch erheblich mehr gewesen sein. also – schreibe ich, um zu vergessen? wahrscheinlich. die einzige tatsache, die mich regelrecht glücklich macht ist jene, dass ich NIE wieder eine literaturwissenschaftliche arbeit werde schreiben müssen. in diesem, meinem hoffentlich LETZTEN semester germanistik schreibe ich eine arbeit im bereich deutsch als fremd-/zweitsprache. und falls ich tatsächlich nach einem MASTER gieren sollte, wird dieser in „angewandter linguistik“ gemacht und aus. literatur soll geschrieben werden, aber nicht von millionen unwissender studenten zutodeanalysiert. stümperhaft übrigens, sage ich aus eigener erfahrung.